Tangping muss man sich leisten können
“Die Debattenkultur in diesem Land geht vor die Hunde,” klagt ein Philosophieprofessor, der geradezu verzweifelt mit jungen Leuten darüber redet, warum sie sich dem Traum vom sozialen Aufstieg verweigern wollen. Die China-Korrespondentin der Zeit, Xifan Yang, selbst Mitte dreißig, berichtet zwar von Problemen, mit der jungen Generation ins Gespräch zu kommen, vor allem weil der Kontakt zu ausländischen Medien in der Web-Öffentlichkeit geächtet werde. Ihr gelingt aber eine Reportage mit verblüffenden Einblicken in eine Jugendbewegung, deren Verhalten an die Hippies der 1970er Jahre erinnert. Die Redaktion von ZeitCampus fasst den Text im Vorspann so zusammen: “Auf chinesischen Millennials lasten lauter Erwartungen – der Eltern, der Arbeitgeber, des autoritären Regimes. Und sie? Steigen zu Millionen aus, ziehen sich zurück, leben ihr eigenes Leben. Ihr Widerstand hat einen Namen: Flachliegen.” Das chinesische Wort dafür ist Tangping, erklärt Xifan Yang und zitiert einen pseudonomisierten Gesprächspartner: Wenn die Menschen schon nicht aufstehen dürfen – “dann können sie sich wenigstens hinlegen”, sagt Yao Feng. “Auch Flachliegen ist Widerstand.”